Mitglieder des inklusiven Chors "Nogat Singers" der Lebenshilfe Berlin haben einen musikalischen Auftritt in einem Kinofilm, der in diesem Jahr noch auf die große Leinwand kommen soll. Der Chor-Manager, Armin Leidel, war beim Dreh mit dabei und schildert uns in einem persönlichen Bericht seine Eindrücke.
Anfang Oktober 2021 kam per Mail eine Anfrage von Martin Hossbach (Music Supervisor für deutsche Kinofilme), dass ein Filmteam einen Chor sucht, bestehend aus Menschen mit und ohne Behinderung. Diese Chance wollten wir unbedingt nutzen.
Die Filmfirma „Komplizenfilm“ dreht unter der Regie von Sonja Heiss in Kooperation mit „Warner Brothers“ zurzeit eine Verfilmung des Romans von Joachim Meyerhoff mit dem Titel „Wann wird es endlich wieder so wie es nie war“.
Kurz zur Handlung:
Der Autor des Romans ist innerhalb des Geländes einer psychiatrischen Anstalt in Schleswig als Sohn des dortigen Direktors (im Film: Devid Striesow) aufgewachsen und beschreibt im Buch viele Erlebnisse aus seiner Kindheit.
Anlässlich der feierlichen Einweihung eines Klinik-Neubaus im Jahr 1975 wird der Ministerpräsident des Landes, Gerhard Stoltenberg (im Film: Axel Milberg), erwartet. Bei diesem Anlass singt der Patientenchor. Es regnet in Strömen und das Gebäude ist noch nicht fertig.
Das Casting und der Ablauf des Drehs
Aber zurück zu den „Nogat-Singers“:
Martin Hossbach und die Regieassistentin Anna Werner kamen am 8. Oktober zu einer Chorprobe, um sich ein Bild (und ein Ohr) von den Chormitgliedern und deren musikalischer Qualität zu machen.
Ergebnis: es wurden 5 Sänger:innen (Antje Winkler, Martin May, Jasmin Goedicke, Rosalinde Franz und Susanne Stippekohl) sowie unser Klarinettist Markus Bongartz und natürlich der Chorleiter Michael Kuntze „gecastet“.
Als Lied war ein Song vorgesehen, der von der jungen Musikerin Tara Nome Doyle eigens für den Film komponiert worden war.
Als Drehtag war der 10. November, als Drehort das „Institut für Hygiene“ am Hindenburgdamm in Steglitz (direkt neben dem sog. „Mäusebunker“) vorgesehen.
Bei der Chorprobe am 5. November wurden von den Darsteller:innen die Maße für die Kostüme genommen, PCR-Tests durchgeführt und Einzelheiten für den Drehtag (z.B. die pädagogische Begleitung durch Betreuer:innen oder Eltern) besprochen und organisiert.
Und dann war es so weit: der 10. November war da, bitterkalt (morgens 2, mittags 8 Grad) – aber Sonne! Ab 7:00 Uhr wurden die Darsteller:innen von Taxis zuhause abgeholt und zum Drehort gebracht. Es hat alles erstaunlich gut funktioniert – großes Kompliment ans Filmteam!
Dann: nochmal Schnelltest, Kostüm (Original-Bekleidung aus den 70er Jahren) und Maske (Schminke, Perücken, usw.), sowie ein kleines Frühstück, nebenbei wurden unter Leitung von Michael Kuntze der Text und die Melodie des Liedes geprobt.
Im gleichen Raum (einem Hörsaal des Instituts) wurden auch die Komparsen versorgt: verkleidete Gärtner:innen, Ärzt:innen, Pfleger:innen, Bauarbeiter, und Menschen mit Behinderung.
Um kurz nach 9:00 Uhr gings dann ans „Set“: die Regisseurin Sonja Heiss erklärte freundlich und einfühlsam die Szene, dass das Gleiche (also das Einsingen und das Lied des Chors) viele Male gedreht werden würde und bitte niemand in die Kamera schauen soll.
Filmklappe und "Action"
Das Lied wurde ein erstes Mal am Set geprobt und das gesamte anwesende Filmteam, auch die Stars Axel Milberg und Devid Striesow, haben applaudiert!
Das war schon mal ein guter Anfang!
In den folgenden 4 ½ Stunden wurde dann wirklich noch viele Male gesungen, aber die Fürsorge des Filmteams um die Chormitglieder war wirklich faszinierend: es wurden bei kleinen Pausen sofort Mäntel und Stühle gebracht, sogar Handwärmer und wärmende Einlegesohlen für die Schuhe waren da!
Nicht zuletzt hat auch Herr Milberg ein paar unterhaltsame Pausenspäße für den Chor gemacht.
Es wurden Einstellungen mit Großaufnahmen des Chors gedreht, aber auch Szenen bei denen der Chor wohl im Hintergrund singt und zu sehen ist: Bauarbeiter verlegen Holzplanken bei Regen (einen künstlichen Filmregen gab es auch), der Ministerpräsident fährt in seiner Limousine vor und wird vom Anstaltsdirektor und dessen Familie begrüßt.
Es war, aus meiner Sicht, ein ganz schöner Brocken konzentrierter Arbeit was die Chormitglieder da geleistet haben – alle haben (trotz der Kälte) tapfer durchgehalten: Respekt!
Um ca. 13:30 Uhr hieß es dann: der Chor ist fertig, vielen Dank!
Es gab noch ein kleines Mittagessen und die perfekt bestellten Taxis fuhren die Chormitglieder wieder nach Hause – alle um eine bleibende Erinnerung reicher!
Der Film "Wann wird es endlich wieder so wie es nie war" soll 2022 in die Kinos kommen und wird danach auch irgendwann im TV und bei Streamingdiensten ausgestrahlt.