Gruppe vor dem Brandenburger Tor (Foto: Susann Eckhardt)

Fachttag Mensch im Mittelpunkt - Diesmal alles anders

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Am 17. Oktober fand der inklusive ‚Fachtag Mensch im Mittelpunkt‘ nach 2019 und 2022 zum dritten Mal statt, diesmal im FMP 1in Lichtenberg. In dem Format treten Menschen mit Beeinträchtigung sowie Mitarbeitende der Lebenshilfe Berlin mit Vertreter:innen der Berliner Verwaltung zu Themen rund um das Gesamtplanverfahren in den Dialog. 110 Personen haben in diesem Jahr an unserem Fachtag teilgenommen, davon 18 Gäste aus der Berliner Verwaltung.

Diesmal sollte vieles anders werden. Das versprach schon der Einladungsflyer. Am 31. Oktober endet unser von Aktion Mensch gefördertes 3-Jahres-Projekt, das auch den Namen Mensch im Mittelpunkt trägt, und der diesjährige Fachtag war u.a. auch die Abschlussveranstaltung des Projektes.

Die Vorstellung der Projektergebnisse
Auf der Bühne stellte sich das inklusive Team des Projektes Mensch im Mittelpunkt vor. Im Fokus der Pro-jektarbeit stand in den letzten drei Jahren, Menschen mit Beeinträchtigung auf ihrem Weg durch das Ge-samtplanverfahren zu unterstützen. Die Ergebnisse lassen sich sehen. Entstanden ist der berlinweit bekannte und geschätzte Ratgeber ‚Weg-Weiser zu meiner Unterstützung, leicht erklärt‘, der inzwischen in einer über-arbeiteten 2. Auflage veröffentlicht wurde. Neu ist, dass man sich jetzt die wichtigsten Texte mithilfe eines QR-Codes vorlesen lassen kann. „Damit ist eine weitere Barriere gefallen,“ sagte die Projektleiterin Daria Meinhardt in ihrer Moderation. Entstanden ist auch eine Webseite zum Projekt. Materialien zur Unterstützung vor und bei den Gesprächen beim Teilhabefachdienst lassen sich hier herun-terladen, zusätzlich gibt es Filme und einen Hörbeitrag. Ein weiterer Schwerpunkt der Projektarbeit lag in der Schulung von Menschen mit Beeinträchtigung zum Gesamtplanverfahren.

Die dreijährige Projektzeit war nicht immer einfach. Das Projekt startete mitten in der Corona-Pandemie, und so musste sich das inklusive Team erst einmal in die Bild-Telefonie über Whatsapp und Zoom einarbeiten, bevor es wirklich losgehen konnte. Inklusives Zusammenarbeiten auf Augenhöhe will gelernt sein, und viele Skills mussten erst erarbeitet werden. „Ich habe gelernt, wie ich andere Menschen schulen kann,“ sagt der Peer-Projektmitarbeiter Uwe Paul. Bei alledem hatte das Team viel Freude: Mit „Wir hatten oft viel Spaß bei der Arbeit,“ bedankte sich der Peer-Mitarbeiter Sven Papenbrock für die gemeinsame Zeit.

Die Erfahrungsräume
Das Format ‚Mensch im Mittelpunkt‘ lebt vom Dialog. Dieses Mal sollte der Dialog an Erfahrungen geknüpft werden.
Dafür gab es fünf Erfahrungsräume unter der Überschrift von Teilhabe, die man im zweiten Teil der Veran-staltung besuchen konnte. Die Räume haben wir größtenteils in inklusiven Teams bei vier Vorbereitungstref-fen erarbeitet. Wir wollten unseren Gästen u. a zeigen, wie Menschen mit Beeinträchtigung sich selbst vertre-ten, wie sie erfolgreich als Künstler:innen tätig sind, wie Menschen mit komplexen Unterstützungsbedarf einer Beschäftigung im Sozialraum nachgehen und welche Rolle dabei die Unterstützte Kommunikation spielt. Und wir wollten zeigen, mit welchen Methoden man sich auf die Gespräche im Teilhabeamt vorberei-ten kann und welche Unterstützung dabei hilft. Eine weitere Gruppe setzte sich mit der Digitalisierung ausei-nander und welche Barrieren dabei aus der Sicht von Menschen mit Beeinträchtigung auftauchen.

In den Erfahrungsräumen entstand ein lebhafter Austausch mit den Gästen und viele bekamen neue Einblicke in das Leben von Menschen mit Beeinträchtigung. Eine Vertreterin vom Sozialpsychiatrischen Dienst Mitte war beeindruckt von der Möglichkeit die Digitalisierung durch die Augen von Menschen mit Beeinträch-tigung zu sehen. Das eröffnete ihr Perspektiven, die sie so vorher nicht gesehen hatte. Einem Sozialraumko-ordinator vom Teilhabefachdienst Mitte, gefiel die Arbeit der Kunstwerkstatt der Lebenshilfe so, dass er eine Ausstellung mit den Künstler:innen machen möchte.

Daria Meinhardt und David Rosemann überzeugten wieder als kluges, inklusives und witziges Moderatoren-Team, und besonders freut uns, dass viele unserer Kolleg:innen mit Beeinträchtigung im Laufe der letzten Jahre während der Fachtagreihe Mensch im Mittelpunkt immer mehr zu eigenständigen Akteuren in der Veranstaltung herangewachsen sind. Das Schlusswort gehörte Graf Fidi und Toni Fischer. Sie traten live mit ihrem Song ‚Hey hör mir zu!‘ auf.