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Waltraud und Bálint Balla

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Waltraud und Bálint Balla (Foto privat)
Waltraud und Bálint Balla (Foto privat)

Die Waltraud und Bàlint Balla-Stiftung erinnert an zwei große Persönlichkeiten

Dr. Waltraud Balla

"Menschen, die wir lieben, hinterlassen Spuren in unserem Herzen."
(Waltraud Balla) 

Waltraud Balla, geb. Jaeger, kam am 4. Februar 1929 in Assinghausen im Sauerland auf die Welt. Sie studierte in Köln Medizin, wurde 1962 in Münster Fachärztin für Kinderkrankheiten und 1966 in Marburg Fachärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie. 

Als eine der ersten Fachärztinnen in diesem Bereich leistete sie in den folgenden Jahren wichtige Pionier- und Aufbauarbeit in verschiedenen leitenden Positionen. Zuletzt war sie als Chefärztin der Jugendpsychiatrie an der Landesnervenklinik Berlin-Spandau und danach bis zu ihrer Pensionierung 1994 im Jugendpsychiatrischen Dienst in Berlin-Zehlendorf tätig.

Auch nach ihrer Pensionierung und schon von schwerer Krankheit gezeichnet, setzte sich Waltraud Balla unermüdlich für verschiedene Hilfsorganisationen ein. 1995 unterstützte sie die Lebenshilfe Berlin ehrenamtlich bei der Durchführung der ersten Familientagung, die unter der Überschrift stand "Auf dem Wege zum Licht lasset keinen zurück". Dieser Titel entstammte einem Gedicht von Peter Rosegger und kann als Triebfeder ihres Handelns gesehen werden. 

Zusammen mit Ärztinnen und Ärzten, die selbst ein behindertes Kind haben, baute sie in der Lebenshilfe Berlin ehrenamtlich eine Gruppe auf, um angehende Mediziner:innen über die besondere Lebenssituation von Kindern mit geistiger Beeinträchtigung aufzuklären. 

Kurz vor ihrem Tod am 9. Dezember 2002 erhielt Waltraud Balla das Bundesverdienstkreuz und die goldene Ehrennadel der Bundesvereinigung Lebenshilfe.


Prof. Dr. Dr. h.c. Bálint Balla

Bálint Balla wurde am 7. Juli 1928 in Budapest geboren. Er promovierte 1951 in den Staats- und Rechtswissenschaften an der späteren ELTE-Universität in Budapest, arbeitete in verschiedenen ungarischen Industriebetrieben und begann sich für Soziologie zu interessieren. 

1965 ging er zum Soziologiestudium nach Deutschland, wurde Oberassistent an der Technischen Universität Berlin, wo er 1971 habilitierte und als Professor für Allgemeine Soziologie bis zu seiner Emeritierung 1993 wirkte. Seine Studien zur „Kaderverwaltung“ und „Soziologie der Knappheit“ verschafften ihm Ansehen. 

Bálint Balla war Mitbegründer, Präsident bzw. Vizepräsident der Evangelischen Akademie der Ungarn in Europa. 1990 Mitbegründer und Vorsitzender der Sektion Ost- und Ostmitteleuropa der Deutschen Gesellschaft für Soziologie bis 1999, seither ihr Ehrenvorsitzender. Ausgezeichnet 1991 vom ungarischen Präsidenten mit der Imre Nagy-Plakette und Ehrenurkunde des Komitees für Geschichtliche Gerechtigkeit Ungarns. 2002 erfolgte die Verleihung der Ehrendoktorwürde der ELTE-Universität Budapest.

Im Jahr 1967 heiratete er die Ärztin Waltraud Balla. Nach ihrem Tod gründete er die Dr. Waltraud Balla-Stiftung, um das Wirken seiner Frau fortzuführen. Die Waltraud-Balla-Stiftung war ihm bis ins hohe Alter ein besonderes Anliegen. Zur Würdigung seiner Verdienste wurde die Stiftung nach seinem Tod im Jahr 2018 umbenannt in Waltraud und Bàlint Balla-Stiftung.

Biografie Dr. Waltraud Balla

Biografie Waltraud Balla

Zur Erinnerung an eine außergewöhnliche Persönlichkeit und Ärztin, mit interessanten gesellschaftlichen und medizinhistorischen Einblicken in die Zeitgeschichte.

Bálint Balla: Waltraud Balla - Ärztin und Engel. Eine Biografie. Reinhold Krämer Verlag, Hamburg 2011, broschiert, 97 Seiten, ISBN: 978-3896221063, EUR 18,80

Nachruf auf Prof. Dr. Bálint Balla

Am 25. Juni 2018 verstarb der Stifter und langjährige Vorstandsvorsitzende der Dr. Waltraud Balla-Stiftung im Alter von 89 Jahren. Wir danken Bálint Balla für sein herausragendes Engagement.

prof. Dr. Balint Balla (Foto. privat)

Bálint Balla starb wenige Tage vor seinem 90. Geburtstag. Er hat uns alle durch seine Persönlichkeit und sein Handeln tief beeindruckt. Zum Gedenken an seine verstorbene Frau, die Ärztin Waltraud Balla und in Fortsetzung ihres Lebenswerks als eine der ersten Kinder- und Jugendpsychiaterinnen Deutschlands, gründete er im Mai 2003 die Dr. Waltraud Balla-Stiftung.

Seit Waltraud Balla im Dezember 2002 nach langer Krankheit starb, gab es im Leben des emeritierten Soziologie-Professors eine große Lücke. Auch für die Lebenshilfe war der Tod seiner Frau ein großer Einschnitt. Zusammen mit Ärztinnen und Ärzten, die selbst ein behindertes Kind haben, hatte sie hier ehrenamtlich eine Gruppe aufgebaut, um angehende Mediziner über die besondere Lebenssituation von geistig behinderten Kindern aufzuklären. Waltraud Balla leistete damit wichtige Aufbauarbeit.

„Es war mir ein Bedürfnis, eine bleibende Erinnerung an ihr Lebenswerk zu schaffen“ erklärte der gebürtige Ungar sein Engagement bei Stiftungsgründung. Mit seiner Frau hatte er vorher nie darüber gesprochen. Außerdem hatte er sich sehr über die Anteilnahme der Ärztegruppenmitglieder an der Erkrankung seiner Frau gefreut. Sie hatten sich auch in den letzten Wochen ihres Lebens noch um sie gekümmert. Diese enge, sehr persönliche Bindung an die Lebenshilfe Berlin wollte er weiterführen.

Den Großteil des Stiftungskapitals hatte der ehemalige TU-Professor für die Dr. Waltraud Balla-Stiftung zur Verfügung gestellt. Aus den Gewinnen, die dieses Kapital abwirft, werden nach dem Stiftungszweck Kinder mit Behinderungen in ihrer medizinischen Betreuung unterstützt und gefördert, zweckdienliche Forschungsvorhaben gefördert und die Veröffentlichung von Informationsmaterial zu diesem Thema finanziert. Bálint Balla machte immer klar, dass er mit seinen Zustiftungen kein Geld verloren hatte, denn es würde in seinem Sinne über seinen Tod hinaus arbeiten. Zugleich hatte er gute Freunde in der Lebenshilfe gewonnen.

Treuhänderin des Vermögens ist die 1998 errichtete Stiftung Lebenshilfe Berlin. Bálint Balla hatte auf Lebenszeit Sitz und Stimme im Vorstand der Dr. Waltraud Balla-Stiftung und nahm an den jährlichen Vorstandssitzungen bis zu seinem Tode rege teil. Schon zu Lebzeiten hatte er seine Nachfolge geregelt und Günter Jahn, den früheren Vorstand der Stiftung Lebenshilfe Berlin, zu seinem Vertreter zu Lebzeiten und Nachfolger in der Stiftung nach seinem Tod bestimmt.

Seit Bestehen der Dr. Waltraud Balla-Stiftung konnten Hunderte Kinder und Jugendliche mit Behinderung unterstützt und gefördert werden. So flossen die Stiftungsmittel in verschiedene Instrumente für die Musiktherapie, wie Trommeln und Klangliegen für Kinder, in die Ausstattung eines Snoezelenraums mit Wasserbett und Zubehör, Gestaltung von Spielwänden sowie diversem Material für Spiel- und Therapiezimmer. Eltern-Kind-Kurse konnten realisiert, Freizeitaktivitäten und Ausflüge für Familien mit äußerst begrenzten finanziellem Budget finanziert werden.

Leidenschaftlich, willensstark, großzügig und großherzig, zugleich äußerst bescheiden und freundlich – so haben wir den Stifter Bálint Balla kennen und schätzen gelernt. Sein Wunsch, etwas zu bewegen und etwas Bleibendes zu schaffen, hat sich erfüllt.

Die Vorstände der Dr. Waltraud Balla-Stiftung, der Stiftung Lebenshilfe Berlin und des Lebenshilfe e.V. Berlin danken Bálint Balla für sein herausragendes Engagement: „Mit ihm verlieren wir eine großzügige und engagierte Stifterpersönlichkeit, einen wunderbaren Menschen. Wir gedenken seiner mit großer Achtung und Wertschätzung. Wir werden sein Werk fortführen.“